Nachdem Gott uns nun in die Mission gerufen hatte, waren wir zuerst relativ ratlos, wie es losgehen sollte. Wir kannten uns kaum aus mit Mission und schon gar nicht in Asien. Doch Gott führte uns relativ schnell zu OMF International, einer Missionsorganisation, die sich speziell auf Menschen aus Asien konzentriert. Vor allem mit OMFs Werten konnten wir uns gut identifizieren. Als Glaubensmission vertrauen sie seit ihrer Gründung durch Hudson Taylor in allen Dingen auf Gott, sei es finanzielle Versorgung, Schutz vor Gefahren oder Führung in ihrer Arbeit.

Als wir der deutschen Zentrale von OMF einen Besuch abstatteten, fühlte es sich für uns so an, als würden wir Familie besuchen. Obwohl alles neu war, war die Atmosphäre gleichzeitig herzlich und vertraut, und wir spürten sofort eine geistliche Verbundenheit. Das bestärkte uns noch einmal darin, dass wir mit OMF ausreisen sollten.

Unsere Ausbildung an der Bibelschule

Als Langzeitmissionare benötigten wir mindestens zwei Jahre theologische Ausbildung. Auch hierbei hat uns Gott geführt, als er uns beim OMF Herbstmissionsfest 2017 ein Ehepaar über den Weg geschickt hat, das uns ganz begeistert vom „Cornerstone Bible College for Mission Training“ in den Niederlanden erzählt hat.

Der Fokus dort liegt auf einer bibelfundierten und praktischen Missionarsausbildung. Das heißt, man lernt neben Theologie und Bibelstudium auch viel über interkulturelle Kommunikation, Missionsgeschichte und Teamwork, also Fähigkeiten, die man für die Arbeit in einer internationalen Missionsgemeinschaft dringend braucht.

Nachdem wir die folgenden Monate damit verbrachten unseren Haushalt aufzulösen, uns über Missionsthemen und japanische Kultur einzulesen und Gebetsunterstützer zu sammeln, fingen wir im August 2018 mit unserer Ausbildung bei Cornerstone an. Da Cornerstone eine internationale Bibelschule ist, wo man auf dem Campus mit Schülern aus vielen anderen Kulturen auf engstem Raum zusammenlebt, war die Zeit dort eine große Umstellung für uns mit vielen neuen Herausforderungen. Im Nachhinein können wir uns aber keine bessere Vorbereitung für unseren Missionars-Alltag in Japan vorstellen.

Diese Zeit hat uns mit unserer eigenen kulturellen Voreingenommenheit konfrontiert und hat uns gelehrt vieles neu zu durchdenken. Schließlich wollen wir den Menschen in Japan nicht unsere eigene deutsche christliche Kultur vermitteln, sondern ihnen helfen ihre eigene vertraute Beziehung mit Gott als Japaner zu finden. Auch konnten wir während unserer Bibelschulzeit viel über emotionale Gesundheit und Heilung lernen, und auch selbst eigene emotionale Belastungen verarbeiten.

Auch war es für Julian nicht leicht parallel zum Studium an der Bibelschule noch die letzten Kapitel seiner Doktorarbeit aufzuschreiben, doch im Februar 2020 konnte er, Gott sei Dank, die Arbeit erfolgreich verteidigen. Das passierte keinen Monat zu früh, denn kurz darauf wurden unsere Pläne ordentlich durcheinandergewirbelt.

Unsere turbulente Ausreise

Ursprünglich hatten wir vor die Bibelschule im Juli 2020 abschließen und im Herbst nach Japan ausreisen. Von März bis Mai machten wir im Rahmen unserer Bibelschulausbildung ein achtwöchiges Praktikum in Japan, um schon einmal einen Einblick in die Arbeit von OMF vor Ort zu gewinnen. Doch wegen des Ausbruches von Corona wurden zweimal unsere Rückflüge gestrichen. Wir hingen also in Japan fest und mussten unsere Bibelschulausbildung von Japan aus abzuschließen, was, Gott sei Dank, möglich war.

Weil es nun auch eine Einreisesperre für Deutsche nach Japan gab und es nicht so aussah, dass sie bis zu unserer geplanten Ausreise im Herbst aufgehoben werden würde machten wir uns Gedanken, ob wir vielleicht gleich in Japan bleiben sollten. Die Sache war nur, dass wir nicht wussten, ob die Zeit bis zum Ablauf unseres Touristenvisums noch für das Ausstellen eines Langzeitvisums reichte. Außerdem ist es normalerweise gar nicht möglich solch ein Langzeitvisum von innerhalb Japans zu beantragen.

Während wir diese Sache im Gebet bewegten, bekamen wir mehr und mehr den Eindruck von Gott, dass wir es versuchen sollten. Und so machten wir den Glaubensschritt und beantragten mit OMF Japan ein Langzeitvisum für Missionare. Die Einreisebehörde nahm den Antrag zwar entgegen, sagt uns aber, dass der Antrag ohnehin grundsätzlich nicht bearbeitet wird, solange die Einreisesperre besteht.

Wir wussten ehrlich gesagt nicht, was besser war: In Japan bleiben oder erstmal nach Deutschland zurückkehren? Beides hatte Vorteile und Nachteile. Und so legten wir diese Entscheidung ganz in Gottes Hände. Wir sagten uns: „Wenn es sein Wille ist, dass wir in Japan bleiben, wird Er sich irgendwie auch um dieses Visum kümmern.“

Es stellte sich heraus, dass es wirklich Gottes Wille war, denn er machte das Unmögliche möglich, und unser Visum wurde genau einen Tag, bevor unser Touristenvisum ablief, genehmigt! Bis zum heutigen Tag haben wir nicht erfahren, wie Gott das angestellt hat. Wir hatten in den vergangenen Monaten einige wundersame Visums-Geschichten von anderen Missionaren gehört. Jetzt können wir zur Ehre Gottes unsere eigene erzählen!